ALSFELD. Der Alsfelder Stadtwald steht vor sehr großen Herausforderungen, entscheidende Weichenstellungen sind erforderlich. Das war der Tenor bei der Begehung des Stadtwaldes am Alsfelder Homberg mit Revierförster Tobias Behlen und Bürgermeister Stephan Paule, zu dem der Stadtverband der Alsfelder CDU eingeladen hatte und an dem über 20 Bürgerinnen und Bürger teilnahmen.
Impressionen vom Rundgang im Alsfelder Stadtwald mit Revierförster Tobias Behlen. Nach der Begrüßung durch den stellv. Stadtverbandsvorsitzenden Frank Jungk berichtete Behlen zunächst von den Folgen von anhaltender Trockenheit und Schädlingsbefall für den Stadtwald. Neben der Häufigkeit extremer Wetterereignisse (Sturm, Trockenheit) spielten auch alte und neue Schädlingsarten (Borkenkäfer, Eichenprozessionsspinner, Pilzbefall, Wurzel-Degeneration durch erhöhten Stickstoff-Eintrag, vermehrte Fruchtbildung) eine Rolle für die sich ändernde Struktur des Waldes. Zunehmend größerer Lichteinfall wegen der absterbebedingt geringeren Baumzahlen führe wiederum zur Zunahme massiver Konkurrenzvegetation. Dies erschwert zukünftig die Naturverjüngung der Baumarten. Fichten und Buchen seien am stärksten geschädigt.
Gegenüber den finanziellen Einbußen für die Stadt aufgrund geringerer Erlöse im Holzverkauf (zurzeit Überangebot, später kaum Holzernte und geringere Qualität) seien stärkere Investitionen in die Pflanzung erforderlich, um den stattfindenden Wandel zu gestalten, so Behlen. Die von einigen Teilnehmern thematisierte Frage, ob es Sinn mache neue, bisher nicht heimische Baumarten anzupflanzen, könne noch nicht wissenschaftlich fundiert beantwortet werden, erklärte der Revierförster. „Jetzt Bäume, die in anderen Ländern gut gedeihen, hier anzusiedeln, kann gut gehen oder auch nicht. Es gibt jedoch noch keine verlässliche Untersuchung, wie sich solche Arten unserem Wald anpassen und welche weiteren Auswirkungen sie auf das vorhandene Ökosystem hätten,“ gab Behlen zu bedenken.
Die Fichte sei im Stadtwald nicht mehr zukunftsfähig. Aber auch die Buche werde möglicherweise so an Vitalität einbüßen, dass ihr Anteil zurück gehe. Auch die Holzindustrie als Kunde müsse sich langfristig auf die künftige Veränderung des Baumartenangebotes einstellen.
Neben höheren Investitionen in die Baumerneuerung wurde auch die ganzheitliche Frage „Entwickeln des Waldbesitzes weg vom reinen Wirtschaftswald hin zu Erholungswald mit wirtschaftlicher und naturschutzfachlicher Ausrichtung“ diskutiert. Dabei ging es um die Ausschöpfung künftiger Nutzungspotentiale beim Holz, die Windenergienutzung mit Re-Investition der generierten Einnahmen in den Wald, die Generierung von Ökopunkten und die Naherholung.
Stellv. Stadtverbandsvorsitzender Jungk und die Teilnehmer des Rundgangs dankten Tobias Behlen für die aufschlussreichen Einblicke in die Entwicklung des Stadtwaldes und waren sich einig, dass Weichenstellungen für die Zukunft getroffen werden müssen um das „Kleinod Stadtwald“ auch künftigen Generationen zu erhalten.